Bergurlaub

Anfang Juni waren wir mit der Familie in den Bergen, um Papas 60. Geburtstag zu feiern. Und zwar dort, wo er als Kind schon war, in der Unterkunft, in der die Zeit stehen geblieben ist und immer noch alles genau so aussieht wie in den 60er Jahren. Auch wir waren schon als Kind dort und haben uns jedes Mal gefühlt wie in einem Film mit diesen Zimmern, die ausgestattet sind mit den bunt verzierten Möbeln, die aussehen, wie in einer Puppenstube.

Dieses Mal war das Besondere, dass wir schon wirklich lange nicht mehr mit der kompletten Familie an einem Ort im Urlaub waren. Tilman kommt schon seit ein paar Jahren, anders als mein Freund Nico und ich, nicht mehr mit in unseren jährlichen Sommerurlaub nach Kroatien, sondern macht coole Reisen mit seinen Freunden. Umso schöner war es, dass wir diesmal fünf Tage lang komplett waren, inklusive Hundebrüder Ole und Paul.

Für mich war das Schönste, mir das Zimmer mit Mari und Tilli zu teilen. Das habe ich schon früher sehr geliebt. Tilman und ich haben uns sehr lange unser Zimmer geteilt und als ich dann mit 13 das Zimmer plötzlich für mich alleine hatte, musste nachts immer die Tür aufbleiben, damit Tilli und ich unsere abendlichen Gute-Nacht-Quatsch-Gespräche weiter führen konnten. 5 Tage wir drei in einem Zimmer war wie eine Reise in die Vergangenheit. Jeden Morgen mit ein paar Späßen in den Tag starten, abends bis spät in die Nacht laut Musik hören und tanzen, lustige Fotos und Videos machen, gegenseitig Streiche spielen, die Hunde rein lassen um Mari zu wecken, ohne Ende Quatsch machen. Es war so schön. Es war so schön so viel vertraute, enge Zeit miteinander zu verbringen und sich bei der Beobachtung all der kleinen Momente an der Seite zu haben: die verrückte Wolkenformation über dem Berggipfel am Morgen, die dicken Regentropfen am Abend, das tägliche Schafe-Streicheln und ihnen Namen geben, das Wassertrinken aus der Quelle an der Wiese, das Ameisen-Beobachten, das Wandern abseits des Pfades wo alles viel aufregender ist, das stundenlange Beobachten der Hundebrüder beim Spielen in der Natur. Und so vieles mehr. Vollkommen im Hier und jetzt sein, draußen im Grünen, die Seele baumeln lassen und keine Gedanken verschwenden. Mir ist wieder aufgefallen wie ähnlich wir drei Geschwister bzw. wir alle uns sind und wie sehr wir alle diese kleinen Momente lieben und jeden davon wertschätzen. 

Eine Situation fällt mir immer wieder ein: Am ersten Tag standen wir in unserem kleinen Badezimmer als Mari plötzlich inne hielt und wir zuerst gar nicht sahen warum. Er rettete eine winzig kleine vielleicht 3mm große Fliege, die am feuchten Waschbeckenrand festklebte. Das ganze so fürsorglich, warmherzig und lieb, dass auch ich innehalten musste um diesen Moment zu speichern, denn er war so schön. Und ich hab so sehr mich selbst in Mari wiedererkannt. Und Tilli. Oder Mari in uns. Wir haben schon früher daran geglaubt, dass auch wir in der Geschichte von "Peterchens Mondfahrt" Peterchen und Anneliese hätten sein können, die vom Sumsemann auserwählt wurden, ihn auf seiner Mondreise zur Rettung des verlorenen Beinchens zu begleiten, weil sie noch nie einer Fliege etwas zuleide getan haben.

Diese kleinen Momente gehen im hektischen Alltagsleben so oft unter, natürlich auch bei uns. Trotzdem merke ich, dass wir den Blick dafür total gemeinsam haben und dass das eine Sache ist, die unser Familienleben sehr auszeichnet. Achtsam sein, die Welt beobachten, uns beobachten und uns gegenseitig auf die kleinen Dinge, Momente und Situationen hinweisen, um sie gemeinsam zu genießen.

Und dann war da noch dieser unglaubliche Wandertag. 3,5 Stunden den Berg hoch und 3,5 Stunden wieder herunter (oder waren es sogar mehr?). Wir waren so stolz auf Mari, dass er seinen inneren Schweinehund überwinden konnte und ohne längere sture Phasen mitgezogen hat und Spaß hatte. Das Picknick auf dem Gipfel im warmen Sonnenschein mit wahnsinnig schönem Ausblick hat genauso entschädigt wie der Kaiserschmarrn danach.

Es waren 5 wunderschöne Tage. Auf den nächsten Familienurlaub... irgendwann! ♥

 

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